GESCHICHTEN

 

Die Befreiung der Büffel

 

 

Am Anfang besaß ein mächtiges Wesen, Humpback genannt, alle Büffel. Er hielt sie in einem Pferch in den Bergen nördlich von San Juan, wo er mit seinem jungen Sohn lebte. Nicht einen Büffel  würde Humpback für die Menschen auf dieser Erde freilassen, geschweige denn irgend ein Stück Fleisch mit denen teilen, die in seiner Nähe lebten. Coyote beschloss, dass irgend etwas getan werden musste, um die Büffel aus Humpback’s Pferch zu befreien. Er rief die Menschen zu einer Versammlung. „Humpback wird uns nicht einen einzigen Büffel geben“ sagte Coyote. „Lasst uns alle zu seinem Pferch hinüber gehen und einen Plan schmieden, wie wir die Büffel befreien können“. Sie kampierten in den Bergen nahe Humpback’s Besitz, und nach Einbruch der Dunkelheit wagten sie eine vorsichtige Besichtigung seiner Büffelumzäunung.

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Sie stellten fest, dass die Felswände zu hoch zum Erklettern waren und der einzige Eingang zur Büffelumzäunung war die Hintertür von Humpback’s Haus. Nach 4 Tagen rief Coyote die Menschen erneut zu einer Versammlung herbei und bat um Vorschläge, wie man denn nun die Büffel befreien könnte. „Es gibt keinen Weg“ sagte ein Mann. „Um die Büffel zu befreien, müssen wir in Humpback’s Haus und er ist für uns ein zu mächtiges Wesen um dies zu tun“. „Ich habe einen Plan“ sagte Coyote. „Vier Tage lang haben wir Humpback und seinen kleinen Sohn genau bei Ihren täglichen Aktivitäten beobachtet. Habt Ihr nicht bemerkt, dass der Junge kein Lieblingstier irgend welcher Art besitzt?“

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Die Leute verstanden nicht, was dies mit der Befreiung der Büffel zu tun hatte, aber da sie wussten, dass Coyote ein großer Planer war, warteten sie darauf , dass er es ihnen erklärt. „Ich werde mich in einen Killdeer (genannt wegen seines Rufes ‘Kill-Dee’, gehört zur Familie der Regenpfeifer) verwandeln“ sagte Coyote. „Am Morgen, wenn Humpback’s Sohn hinunter zur Quelle geht um Wasser zu holen, wird er einen Killdeer mit gebrochenem Flügel finden. Er wird diesen Vogel als Haustier haben möchten und ihn mit nach Hause nehmen. Wenn ich dann im Haus bin, kann ich in den Pferch fliegen und die Rufe eines Killdeer’s werden die Büffel in Angst und Schrecken versetzen. Sie werden stürmend durch Humpback’s Haus kommen und frei auf dieser Erde leben“.

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Die Menschen empfanden, dass dies eine gute Idee sei und am nächsten Morgen, als Humpback’s Sohn den Weg zur Quelle herunterkam, fand er einen Killdeer mit einem verkrüppelten Flügel. Wie Coyote vorausgesagt hatte, hob der Junge den Vogel auf und brachte ihn nach Hause. „Schau her“ rief der Junge. „Dies ist ein sehr guter Vogel !“ „Er ist zu nichts nutze !“ antwortete Humpback. „Alle Vögel, Tiere und Menschen sind Halunken und Intriganten“. Oberhalb seiner spitzen Nase trug Humpback eine blaue Maske durch deren Schlitze seine Augen funkelten. Sein schwarz bemalter Korbkopfschmuck war wie eine Wolke geschnitten und mit gelben Zickzack Streifen versehen, welche Blitze darstellten. Büffelhörner ragten an den Seiten heraus.

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„Es ist ein sehr schöner Vogel“ wiederholte der Junge. „Bring ihn dahin zurück, wo du ihn gefunden hast“ brüllte Humpback und sein eingeschüchterter Sohn tat, wie ihm geheißen wurde. So wie der Killdeer freigelassen wurde, kehrte er ins Lager zurück und verwandelte sich wieder in Coyote. „Ich habe versagt“ sagte er, „aber das ändert nichts an der Tatsache. Ich werde es am nächsten Morgen erneut versuchen. Vielleicht ist ja ein kleines Tier besser als ein Vogel.“ Am nächsten Morgen, als Humpback’s Sohn zur Quelle ging, fand er dort einen kleinen Hund der Wasser trank. Der Junge nahm den Hund sofort auf den Arm und eilte mit ihm nach Hause. „Schau her“ rief er. „Was für ein hübsches Tier ich habe“.

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„Wie dumm du bist, Junge !“ grummelte Humpback. „Ein Hund ist zu nichts nutze. Ich werde ihn mit meinem Knüppel erschlagen“. Der Junge hielt den Hund fest und begann schreiend davon zu laufen. „Ok, ist gut“ sagte Humpback. „Aber laß mich zuerst testen, ob das Tier wirklich ein Hund ist. Alle Tiere auf der Welt sind Intriganten“. Er nahm eine glühende Kohle aus dem Ofen und brachte sie näher und näher an die Augen des Hundes, bis dieser schließlich 3x schnell bellte. „Es ist ein richtiger Hund“, stellte Humpback fest. „Du darfst ihn im Büffelpferch halten, aber nicht im Haus“.

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Das war natürlich genau was Coyote wollte. Sobald die Dunkelheit hereinbrach und Humpback und sein Sohn schlafen gingen, öffnete Coyote die Hintertür des Hauses. Dann rannte er, so laut bellend wie er konnte, zwischen den Büffeln umher. Die Büffel erschraken sehr, da sie noch nie zuvor einen Hund bellen hörten. Als Coyote dann begann in ihre Hufe zu beißen, stürmten sie panikartig in Richtung Humpback’s Haus und erreichten die Hintertür. Durch das Trampeln der Hufe erwachte Humpback und, obwohl er aus dem Bett sprang und versuchte die Büffel aufzuhalten, trampelten sie die Vordertür nieder und entkamen. Nachdem das letzte zottelige Tier davon galoppiert war, konnte Humpback’s Sohn seinen kleinen Hund nicht finden. „Wo ist mein Haustier?“ schrie er. „Wo ist mein kleiner Hund?“ „Das war kein Hund,“ sagte Humpback traurig. „Das war Coyote der Gauner. Er nahm uns all unsere Büffel“. Somit wurden die Büffel befreit um sich auf der ganzen Erde zu verbreiten.

    

Quellen:

Comanche Lodge – Comanche Stories – Internetinformation

( übersetzt: Robert Ansperger)